Regionale Dimension

Tschad

Sudan teilt mit seinem Nachbarn Tschad ein gemeinsames Schicksal. Der Tschad wurde im Jahre 1960 von Frankreich unabhängig, dem folgten Jahrzehnte voller politischer Instabilität und blutiger innerer Konflikte. Die meisten Regierungen wurden auf gewaltsame Art abgelöst. So ist die heutige Regierung unter Präsident Idriss Déby im Dezember 1990 ebenfalls durch einen Putsch an die Macht gelangt. Dieser Putsch begann mit einer Offensive gegen den damaligen tschadischen Präsidenten Habré, die aus dem Sudan, aus Darfur, heraus geführt wurde. Vermutet wird, dass der Sudan Déby unterstützte, weil Habré Rebellen im Sudan unterstützte.

Die zivile Bevölkerung Darfurs floh vor den Janjaweed in Flüchtlingslager im Tschad, in denen SLM/A und JEM sich versteckt halten und dort ihren Nachwuchs rekrutieren. Dies wiederum hat zur Folge, dass die Janjaweed in den Tschad kommen, um dort die Flüchtlingslager anzugreifen.

Für Tschads Präsident Déby bedeutet die Konfrontation zwischen sudanesischer Zentralregierung und afrikanischen Rebellen eine besonders prekäre Situation: Auf der einen Seite stehen seine ehemaligen Unterstützer immer noch in Regierungsverantwortung, auf der anderen Seite ist Déby ein Mitglied der Zaghawa, die einen Großteil der Mitglieder der SLM/A stellen. Der Vorsitzende der JEM, Khalid Ibrahim, ist ein entfernter Verwandter von ihm. Déby löste diese Spannung, indem er sich dafür entschied, seiner Ethnie loyal zu bleiben. SLM/A und JEM werden seitdem aus dem Tschad unterstützt, worauf der Sudan mit einer Unterstützung der Rebellem im Tschad antwortete.

Libyen

In Libyen kam Muammar al-Gaddafi durch einen Putsch im September 1969 an die Macht. Noch im selben Jahr begann er, seine panarabische Visionen zu verwirklichen, indem er Libyen mit anderen Staaten zu fusionieren versuchte. Diese Versuche scheiterten, so dass Gaddafi seitdem die Politik der Einmischung führte: Libyen bildete arabische Milizen aus ganz Afrika aus, damit diese in ihren Ursprungsländern für einen arabischen Gürtel in Afrika kämpfen konnten; teilweise wurden auch direkte Militäreinsätzen libyscher Streitkräfte durchgeführt. 1987/88 führten Libyen und Tschad Krieg um den Aouzou- Streifen in der Grenzregion, wobei ein Teil der libyschen Streitkräfte von Darfur aus operierte. Folge war, dass es insb. für arabischstämmige Personen einfach war, über die Nachschublinien der Streitkräfte in Darfur an Waffen zu gelangen. Nachdem dieser Krieg beendet wurde, ließen Gaddafis Truppen ihre Ausrüstung und Waffen in Darfur zurück und die arabischen Milizen übernahmen den Rest der Ausrüstung. Im heutigen Darfur-Konflikt spielt Libyen eine Vermittlerrolle.

Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hat die Situation in Libyen seit dem 15. Februar 2011 an den Internationalen Strafgerichtshof überwiesen. Diese Website behandelt den Komplex in einem Exkurs.

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